Montag, 9. Juli 2012

Schlendern im schicken Hoi An

Um nach Hoi An zu gelagen, buchen wir diesmal einen Nachtbus. Mit fetter Aufschritt steht am Bus „Forget me not“, was wird das bloss heissen?! Bereits unser Abholservice ist nicht besonders freundlich und stressig noch dazu. Am Bus angelangt, stellen wir uns erst mal in der Reihe an um in den Bus zu steigen. Dann geht es los, dachten wir. Die Fahrt endet erst einmal fuer ca. 1,5 Stunden an einem Busbahnhof, hier werden weitere Passagiere eingeladen. Mit uns reisen weitere 4 Chinesen. Im Hotel ausdruecklich versprochen wurden uns eine Flasche Wasser pro Person, leider haben wir diese nicht erhalten. Hinter dem Fahrer stand ein riesiger Karton mit vielen Wasserflaschen, als wir uns selbst bedienen wollten, wie so manch anderer auch, wurde uns das verboten. „Es gibt kein Wasser“ hat man uns gesagt, umso mehr Wasser gab es fuer den Freund des Busfahrer, der direkt unter mir schlief. Beim Einsteigen in den Bus wurden ihm doch gleich 4 Flachen in die Hand gedrueckt....Natuerlich koennen wir unser Wasser selbst kaufen, kein Ding, aber es geht doch um das Prinzip. Auch hier hatten wir diesmal kein goldenes Haendchen, sogenannte Katzenplaetze haben wir wieder erwischt, das sind diejenigen im Restaurant, wo jeder dran vorbei muss und dich staendig beruehrt und du dir letztendlich noch dein Getraenk ueber die Kutte schuettest. Ja unsere Schlafplaetze lagen doch direkt neben der Bustoilette, und der Bus machte waehrend der Fahrt (Abfahrt 21 Uhr, Ankunft 8 Uhr) keine Pinkelpause. Ihr kennt das mit Sicherheit, die Dixieklos fangen dann ja auch langsam an zu stinken, so schlimm war es zwar nicht, aber trotzdem irgendwie voll nervig. Total zerknirscht, wirklich geschlafen haben wir nicht, kamen wir in Hoi An an. Die Wut war wie weggeblasen als wir durch die schoene Altstadt bummelten, vergessen werden wir die Busfahrt aber nicht, das wurde uns ja versprochen.

Ueber 800 einzelne Objekte in der Altstadt von Hoi An wurden 1999 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, darunter die niedrigen zweistoeckigen Haeuser, die eine interessante architektonische Mischung aus vietnamesischer, chinesischer und japanischen Einfluessen aufweisen. In den Haeusern befinden sich ueberwiegend Schneidereien, Kunstgallerien, Restaurants, besitzt die Familie kein Geschaeft, kann man das Haus und den Familienaltar gegen einen kleinen Obolus besichtigen. Abends verwandeln sich die engen Strassen in heimelige Gassen und sind mit zahllosen bunten Seidenlampen beleuchtet, richtig romantisch.
 
In einem der vielen Restaurants am Ufer lernen wir Mr. Phong, einen Vietnamkriegsveteranen, kennen. Er verspricht uns eine interessante Tour durch sein Heimatstaedtchen mit vielen geschichtlichen Infos zum Krieg, ein Essen bei sich zu Hause und einen Einblick ins typische vietnamesische Leben. Wir sagen zu und werden am naechsten Morgen von ihm abgeholt, zwar sind wir nicht allein, wie angenommen, aber das schmaelert nicht die Qualitaet dieses Ausflugs. In seinem Haus erzaehlt uns Mr. Phong vieles zum Krieg aus der Sicht eines kaempfenden Suedvietnamesen, der nach dem Krieg, wie so viele andere, mindestens ein Jahr in Umerziehungslagern verbracht hat. Weiterhin stellte er uns nach gut einer Stunde seine Familie vor und zeigte uns sein Haus. Ein Raum ist nur fuer die Totenverehrung vorgesehen. So wie wir den Geburtstag zelebrieren, wird in Vietnam der Todestag eines Angehoerigen gefeiert. Aehnlich wie in Kambodscha herrscht auch hier der Geisterglaube. Um rastlose und boese Geister zu beschwichtigen wird zum Beispiel Papiergeld verbrannt. Was uns sehr erstaunte, dazu gehören auch kopierte Dollarnoten fuer die Geister der gefallen US Soldaten, die immer noch herumschwirren. Bei einem Rundgang durchs Dorf zeigt er uns eine strategisch wichtige Stelle im Krieg an einer Bruecke und stellt uns weiteren Familienmitgliedern, unter anderem einen ehemaligen General, vor. Zurueck in seinem Haus wird der interessante Ausflug bei einem wirklich sehr leckerem Essen beendet. Nach den 4 Stunden gebrochenem Englisch sind wir auch kaum faehig, noch weitere Informationen aufzunehmen. Nachmittags entschliessen wir uns, zurueck in Hoi An, unsere Reisebekleidung z.T. zu erneuern und begeben uns zu einem der zahlreichen Schneider.

Nach 2 weiteren entspannten Tagen besteigen wir den Bus nach Norden.

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