Mittwoch, 4. Juli 2012

Keb und die Krabben


Von Sihanoukville sollte es nach Kep gehen. Wir hatten noch keine Reservierung fuer einen Bus, aber irgendwas wuerde sich schon finden. Wir fuhren also mit dem Tuk-Tuk zum 'Central Market', von hier sollten stuendlich Minibusse in Richtung Sueden starten. Taxifahrer warteten schon auf uns und da wir schon ein wenig spaet dran waren, dachten wir, 8 $ pro Person in einem Taxi waeren zu verschmerzen.  Wir muessten aber noch auf weitere 4 Personen warten. Wie? Weitere 4, in einen normal Pkw? Fahrer und 2 Personen vorn und die restlichen 4 auf der hinteren Sitzbank.Wir wissen zwar, dass das geht, aber das wollten wir diesmal nicht! Nicht weit von uns Stand ein Minibus, der uns versicherte er fahre nach Kep und das fuer 5 $ pro Person. Dort fanden wir auf den hinteren Reihen Platz, obwohl auch hier waehrend der Strecke weitere Passagiere zugeladen wurden, bis max. 23 Personen im Bus sassen; was fuer ein Spass. Nach gefuehlten 3 Stunden Fahrt sollten wir unser Ziel erreicht haben, wir schauten aus dem Fenster, sahen einen grossen Kreisverkehr, die Strasse gabelte sich auf, draussen standen bereits einige Motofahrer bereit, die einen wie Schmeissfliegen umkreiseln, wenn du das Fahrzeug verlassen hast; und jeder versuchte uns weiss zu machen, das hier sei Kep... das ist doch alles organisiert, dachten wir uns. Wir sahen keine Haeuser, keinen Markt, keine Menschen. Nun ist uns aber gewaltig die Hutschnur geplatzt, der Fahrer hatte uns doch versichert, er faehrt bis Kep. Nach einer kleinen
Diskussion verliessen wir veraergert den Bus und drueckten dem Fahrer nur 6 $ in die Hand. Es gab keine Beschwerden seinerseits. Er steckte das Geld ein, also war es immernoch ausreichend. So aergerlich die Busreise in Kambodscha begonnen hatte, sollte sie auch enden? Nachdem wir uns von den Motofahrern befreit hatten, liefen wir Richtung Stadt, der Kreisverkehr lag laut Reisefuehrer 5 - 6 km ausserhalb. Einzelne Motofahrer begleiteten uns und versuchten uns fuer sich zu gewinnen. „Kep, Kep far away, 10 km“, sagten sie und offerierten uns immer wieder einen neue Preise. Nach einigen 100 m Spaziergang – wir waeren auch die ganze Strecke marschiert – sahen wir von der Ferne einen Lkw anrollen. Wir winkten mit der Hand, das macht man hier so indem man den Arm ausstreckt und nur die Hand auf und abbewegt. Tatsaechlich, er hielt an. Auf der Ladeflaeche lag ein Haufen Schotter, aber wir fanden unser Plaetzchen. Ab ging die Fahrt, aufgepasst auf die Baumkronen, dann konnte auch nix schief gehen. Der Lkw hielt ganz in der Naehe unserer ausgesuchten Unterkunft. Unsere Laune war schlagartig verbessert, gibt es doch nicht nur Gauner hier. In Kep war absolute Nebensaison, so gut wie keine Urlauber an den Promenade. DerWind bliess ganz schoen heftig und peitschte das Wasser an die Ufer. 
Ab und zu schuettete es wie aus Kuebeln. Wir liesen uns sagen, dass sei nur so wegen der bevorstehenden Regenzeit, sonst ist es hier absolut windstill. Wir machten uns auf Richtung Stadtkern. Kep ist ein altes Seebad, was erst wieder in der letzten Jahren ein wenig Aufschwung erhielt. Wir flanierten an der Promenade und sahen auch hier den Einfluss der Franzosen. Die hatten auch damals schon ein Gespuer fuer schoene Plaetze. Riesige Villen, zum Teil restauriert und als Hotel umgebaute entdeckt man in dem ein oder anderen Garten. Wir kamen an einer grossen Betonkrabbe an. An was hat sie uns erinnert? - an Krabi, da stand auch so eine grosse Figur.  Am Wasser stehen viele Pavillions mit Haengematten, als Schattenspender und zum Relaxen, sehr praktisch finden wir. Das ist auch in Kambodscha so, dass sich die Frauen um keinen Preis in der prallen Sonne aufhalten. Man zieht lieber noch eine zweite Strickjacke ueber, Handschuhe an und laueft mit Mundschutz und natuerlich Hut herum. Im Kaufhaus gibt es keine Braeunungscreme zu kaufen, hier kann man ‚Whitening cream‘ erstehen.
Was man in Kep auch noch machen kann, ist gut ‚Seafood‘ essen gehen, besonders Krabben. Und das haben wir doch auch gleich gemacht. Die Auswahl ist gross, am Eingang eines jeden Restaurants steht eine Bedienung neben sehr frisch gefangener reicher Auslage und lockt einen in die Raeumlichkeiten. Wir bestellten zum ersten mal Krabben und einen dicken Fisch. Zu den Krabben werden neben dem Besteck noch einen Art Nussknacker ausgeteilt, so lassen sich die Panzertierchen leichter knacken. Das Essen ist aber nichts fuer den grossen und schnellen Hunger, man braucht schon ein wenig Zeit, um an das sehr zarte Fleisch zu kommen. Natuerlich kannten wir das Krabbenfleisch schon, aber eben nur ausgepult und im Kaufland erstanden. So frisch hatten wir es noch nicht gegessen, hmmm absolut lecker.
Zwei Tage verbrachten wir im Seebad Kep; am 16.06 ging unsere Reise weiter ueber Xa Xia nach Phu Coc in Vietnam.

Kommentar:

Kambodscha haben wir in zwei Wochen bereist. Viel zu wenig Zeit, sich auch auf die untouristischen Strecken zu begeben um Land und Leute richtig kennenzulernen. Was ist uns als erstes aufgefallen? Als wir ueber die Grenze fuhren, standen auch hier in den Dorfern Holzhaeuser auf Stelzen, nur hatten diese huebsche verschnorkelte Gelaender. Die Frauen trugen nicht so huebsche Kleider (eine Art Kostuem; schoener Rock mit Borduere und Blazer mit ¾ Arm) wie in Laos, besonders in Vientiane. Wir verglichen Kambodscha zuerst mit Myanmar. Auch hier gab es wieder mehr Strohhuetten, mehr Armut? Aber der viele Dreck und verschiedene Gerueche liesen es uns immer mehr an Indien erinnern.
Auf den Hauptrouten sieht man den weissen Touristen mehr oder weniger als Melkkuh. Ja, der hat doch genuegend Geld, den koennen wir richtig ausnehmen. Aber das kennen wir ja schon von den bereits von uns bereisten Laendern. Viel erschreckender empfanden wir Kambodschas Geschichte: unter dem Pol Pot Regime wurden Millionen von Menschen brutal ermordet. Ein richtig gutes Gefuehl hatten wir bei unserer Reise durch Kambodscha nicht, da war immer so eine negative Schwingung, man kann es gar nicht richtig beschreiben. Man hielt ausschau bevorzugt nach aeltern Menschen, sah man welche, gab es da zwei Moeglickeiten; sie haben Pol Pot ueberlebt oder sie waren ein Bestandteil des Regimes. Das was vor ueber 30 Jahren passiert ist, ist noch lang nicht vergessen und liegt wie ein Trauma ueber dem Land; so emfanden wir es.  Obwohl man mehr oder weniger (eher mehr) sein Geld aus der Geschichte zieht. Es gibt aber auch nichts Sehenswertes ausser die Tempel von Angkor Wat. Bergvoelker wie sie in Laos vorkommen, wurden umgebracht, vertrieben oder mussten ihre Religion in Erziehungslagern ablegen. Ueber das ganze Land verteilt kann man die besagten ‚Killing Fields‘ besichtigen. Jeder Tuk-Tuk-Fahrer wirbt mit einem Werbeplakat, Dollarzeichen in den Augen und einem breitem Grinsen im Gesicht: „Killing fields, killing fields and shooting range, peng peng“ macht mit der Hand ein Pistolenzeichen und zielt auf dich. Spricht man die Leute auf ihre Geschichte an, bekommt man nur ein schnelle Antwort „yes, yes, i know“. Davon gibt es in der Stadt gefuehlte Tausende. Aber was koennte man aendern?
Vor wenigen Tagen waren Wahlen, erkannt hat man diejenigen die ihre Stimme abgegeben haben an einem eingefaerbeten Zeigefinger. Wer hat gewonnen, wie sollte es anders sein, die Kommunisten. Bei Nachfrage bei der Bevoelkerung, ob das gut waere, kam nur die Antwort: „Ja, es ist gut.“
Ebenfalls erschrocken hat uns die hohe Anzahl an Bettlern. Die meisten Bettler sind aeltere Menschen und meist Minenopfer. Eine Ersthilfe haben sie wohl erhalten, viele sieht man in Rollstuehlen sitzen, nun muessen sie selbst sehen, wie sie ueber die Runden kommen. Einen Bettler fragten wir nach seinen Verletzungen, wir sassen am Strand, er hatte keine Unterbeinde mehr, er stand auf den Knien im Sand vor uns, gerade mal so gross wie wir im Sitzen. Er erzaehlte uns vor 10 Jahren sei es passiert, waehrend der Feldarbeit.... Ueber das ganz Land verstreut liegen auch wie in Laos noch hunderte Minen.
Kambodschas trauriges Erbe.

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