Donnerstag, 12. Juli 2012

Im goldenen Kaefig in der Ha Long Bucht

Da wir Freunde von individuellen Touren sind, buchten wir keinen Trip von Hanoi in die sehr bekannte und sehenswerte Ha Long Bucht, sondern liessen uns mit wenig Gepaeck vom Mopettaxis zur Busstation fahren, um dort nach kurzer Diskussion einen angemessenen Preis fuer den Kleinbus zu erhalten, der uns nun schliesslich nach Ha Long Stadt brachte. Zur Fahrt ist wenig zu sagen, nur dass gegen Ende immer interessantere Felsformationen links und rechts der Strasse aus dem Boden schossen. Wieder mal an der weiter aussen liegenden Busstation ausgesetzt, nahmen wir den Stadtbus, wo Mirko sich fast bis aufs Messer mit dem Fahrer stritt, der uns im Gegensatz zu einer Vietnamesin wieder den doppelten Preis abknoepfen wollte. Da Mirko darauf bestand, bei Ankunft zu zahlen, drueckten wir dem Herrn das angemessene Geld in die Hand und drehten uns zum Gehen um, waehrend noch Beschimpfungen in unser Ohr drangen. Pech gehabt... Ha Long Stadt besteht aus zwei Stadtteilen, die durch eine Bruecke miteinander verbunden sind. Der eine ist touristischer mit vielen Bootsanlegestellen und der, wo wir naechtigen wollen. Im anderen befanden wir uns nun. Wir fanden den Hinweis der Besteigung eines Felsens mit Funkturm sehr interessant und machten uns auf den Weg. Der schmale Pfad war erst nach dreimaligem Fragen zu finden, wir wurden aber mit absoluter Ruhe beim Aufstieg belohnt – lediglich eine selbsternannte Geldeintreiberin wollte ihren Tribut einfordern, wir verwiesen sie allerdings auf unsere Rueckkehr. Nach gut 20 Minuten standen wir auf einem der hoechsten Gipfel der Umgebung und hatten einen Wahnsinnsblick in die Bucht, welche von steilen gruen bewachsenen Karstfelsen nur so strotzt. Es war richtig klasse, fast allein auf dem Berg zu sitzen und die grandiose Aussicht zu geniessen.

Nachdem wir uns einigermassen satt gesehen hatten und wir auch noch eine Bootsfahrt organisieren mussten, entschieden wir uns fuer den Abstieg. Nachdem wir entgegenkommende Locals nach dem richtigen Preis fragten, konnten wir der Schnuffine am Eingang auch den richtigen Betrag in die Hand druecken, da sie natuerlich wiedermal das 3 fache verlangte, langsam strengt es an.

Den Weg zurueck kuerzten wir, indem wir ein Boot zur Ueberfahrt waehlten. Nach der Unterkunftssuche und kurzer Frischmachung begaben wir uns auf die Suche nach einer Schifffahrt in die Bucht. Nachdem wir einige andere Traveller befragten und uns unserer Meinung nach einen guten Ueberblick verschafft hatten, was alles zu einer Tour gehoert und was sie kosten muesste, liessen wir uns von einer Tourdame  bequarken und waehlten eine 2 Tagestour mit Uebernachtung auf dem Schiff, welches laut Fotografie recht schick aussah. Es war aber leider nur eine Fotographie, wie wir am naechsten Morgen feststellen durften, als wir von unserem ueberfreundlichen Guide abgeholt wurden. Eigentlich war es wie in einer der schlechten RTL-Dokumentationen, in welchen arme, arme ueberarbeitete Deutsche im Urlaub uebelst abgezockt werden. Zusammen mit 14 anderen Deliquenten bestiegen wir nach ueber einer Stunde Warten das Boot und wurden zunaechst darueber informiert, was wir alles nicht duerfen. Unter anderem sollte dazu zaehlen, dass man keine Getraenke von ausserhalb trinken duerfe, sondern nur in der eigenen Bootsbar gekaufte. Das galt natuerlich nur fuer alkoholische Getraenke. Da bei dieser Belehrung in schlechtem Englisch jeder nur verstand, man duerfe nicht ausserhalb des Bootes trinken, war soweit erstmal alles ok. Bei einem Witz von Mittagessen, bei welchem es gerade mal drei Schuesseln Reis und ein wenig Seafood fuer 16 Leute auf den Tisch schafften, genossen wir (oder versuchten es) den Anblick der naeher kommenden Felsen zu geniessen, wenn die Sicht nicht durch eines der zahlreichen Kutter und Ausflugsdampfer blockiert wurde, was haeufiger als das Gegenteil der Fall war. Unser Gepaeck lag in der Zwischenzeit auf Deck rum, die Kabinen durften wir ja erst gegen 17 Uhr beziehen, anderenfalls, so sagte man uns, waere das Frischwasser zu schnell alle. Dass aber keiner zum Duschen auf dem Schiff ist, hat die Crew wahrscheinlich noch nicht gemerkt.

In einem unglaublichen Gerangel draengte sich nach gut einer Stunde eine geschaetzte Armada in einer kleinen Bucht, um eine Tropfsteinhoehle anzusteuern, die ja noch ganz nett war.

Alle Touris wurden ausgeladen und den Berg hochgescheucht. Wir lernten Geme und seine Frau aus Malaysia kennen, welche uns gute Tipps fuer unseren Trip nach China gaben. Auch verbrachten wir viele der folgenden Stunden mit dem aelteren Paar, welche die Faehigkeit hatten, den miesen Umstaenden auf Deck positiv entgegenzublicken, was uns sehr faszinierte.

Zurueck von der Kurzwanderung folgten wir dem Reiseplan und zwischen zwei gigantischen Felsen hielten wir in einem sogenannten Fischerdorf, welches aus 2 kuenstlichen Inseln bestand. Da wir schon einige Fischerdoerfer gesehen hatten und auch nicht das Beduerfnis (wie alle anderen auch) verspuerten, fuer extra 5 Dollar in einem Bambusboot zum Felsen zu gondeln, fuhren wir unverrichteter Dinge weiter und durften uns an der naechsten Insel mit einem Kajak 20 Minuten vergnuegen. Wenn ich diesen Text so schreibe und ueber den unglaublichen Schwachsinn nachdenke, der uns da wiederfuhr, schlaegt mein Herz schon wieder hoeher. Zum Glueck gab es ja immer noch die absolute beeindruckende Kulisse des Karst bis zum Horizont. Wieder auf dem Boot wurde das Tagesendziel angesteuert, wo wir vom Schiff springend und im Wasser planschend ein wenig unseren Gram vergessen konnten. Beim Anblick des zweiten Witzes von Abendbrot war dieser aber gleich wieder da – was hatte die Crew mit uns vor..? Als es bereits dunkelte verzogen wir uns mit Geme aufs Deck und tranken unsere mitgebrachte Flasche Wein, welche bei einer schoenen Unterhaltung unter dem grandiosen Sternenhimmel ein kleines Gluecksgefuehl hervorrief. Natuerlich waren wir das einzige Schiff in der Naehe, welches die Umgebung mit laustarker Techno-Mucke beschallte, es war zum Haareraufen. Als es an die Nachtruhe ging, mussten wir leider feststellen, dass nicht gerade die frischsten Bezuege auf den Kissen waren. Ist zwar alles moeglich in Asien, aber nicht fuer den Preis, den wir zahlten. Ums kurz zu machen: nach einer weiteren naechtlichen Diskussion legten wir uns in unveraenderter Situation schlafen und traeumten von verschlungenen Pfaden auf den grandiosen Gipfeln der Kalkfelsen in nebelverhangener Ha Long Bucht. Am Morgen waren wir neben dem aelteren Paerchen die ersten, die ueber das Schiff wandelten, selbst die Crew schlief noch auf den Tischen. Ungefaehr die Haelfte der Teilnehmer wurde auf Cat Ba, der groessten Insel in der Bucht, fuer einen 3-Tages-Trip abgesetzt und wir machten uns wieder auf den Weg zurueck. Die Stimmung haette trotz des erschreckend kurzen und eher sinnlosen Tagesplans ob der Aussicht recht nett werden koennen, waeren wir nicht dazu aufgefordert worden, fuer unsere Flasche Wein, welche im Zimmer gefunden wurde, eine Service Charge zu entrichten. So verbrachte Mirko seinen Vormittag an der Grenze zur Resignation ab und zu zur Wut schwankend damit, sich in heisser Diskussion ueber den Sinn und die Rechtfertigung einer Service Charge fuer selbst mitgebrachte Getraenke zu echauffieren. Bei der entgegenkommenden Nachfrage, um welchen Betrag es sich denn ueberhaupt handele - denn 15 Prozent einer 3 Dollar Flasche waeren durchaus zu verschmerzen - fiel Mirko bei der Antwort ‚10 Dollar‘ fast ein Ei aus der Tasche. Die weitere Diskussion und eine Behandlung wie ein Schulkind haette ihm fast den Rest gegeben, Constanze blieb jedoch standhaft. Auch auf die Drohung hin, dass wir dass Schiff nicht verlassen duerften. Unser Bonus war, zu Beginn statt des Passes nur eine Kopie abgegeben zu haben (der Pass war in der Botschaft China) und nicht auf den Bus nach Hanoi angewiesen zu sein, der im Komplettpaket einiger Reisender enthalten war, da wir selbst angereist waren. In seiner festen Ueberzeugung liess uns der Mann mit dem falschen Grinsen von Bord gehen und wir sahen zu, dass wir das Gelaende des Hafens so schnell wie moeglich hinter uns liessen. So wie der Tag anfing hoerte er auch auf, als wir zurueck in Hanoi feststellen mussten, dass unser vorher gebuchtes Zimmer belegt ist,...Grrrhh!!!


 











Aber die Natur, liebe Leser, die war auf alle Faelle einen Besuch wert. Man bekommt, was man bezahlt – 55 Dollar waren also nicht genug. (Zur Info: einige mit Komplettpaket mit Bus von und nach Hanoi bezahlten nur 40 ;-)

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