
Nach unserem Treffen mit den Schweizern entschieden wir uns,


vollgetankt mit neuer Energie und Unternehmungslust, fuer 8 Tage ein chinesisches Motorrad zu leihen, Marke ZongShen, 125ccm ... Klaenge bei 7000 U/min - unbeschreiblich. Das, was wir bislang vermissten, z. B. das Stoppen zwischen den Ortschaften, was man als Busreisender nicht hat, konnten wir jetzt in vollen Zuegen auskosten. Sei es wegen schoener Landschaft, einer Panne oder einfach nur so. Unser erstes Tagesziel war die 165 km entfernte kleine Stadt Nong Kiao. Bis km 81 lief auch alles prima, als wir nach einer kurzen Pause feststellen mussten das unser Hinterreifen doch recht luft- und somit lustlos aussah. Der erste obligatorische Kontakt mit den Einheimischen war hergestellt auf der Suche nach einer Reparaturmoeglichkeit. Das naechste Dorf war 2 km entfernt und so wurde bei geschaetzten 28,53 Grad geschoben. Die Reparatur ging schnell vonstatten, es wird nicht das ganze Rad ausgebaut, sondern auf einer Seite nur der Reifen runtergefetzt, Schlauch rausgerissen und im eingebauten Zustand geflickt. Wie immer wird mit spitzem Schraubenzieher nahe dem Reifen gearbeitet :-) ! Nach der Aktion waren die letzten Kilometer ein Klaks und wir fanden uns zwischen steil aufragenden Karstfelsen in sehr idyllischer Lage am Fluss wieder. Unsere bescheidene Unterkunft bietet uns sogar eine Haengematte auf der kleinen Terasse an und so erholen wir uns von unserem ersten Fahrtag.
Chinesen nicht zu viel zuzumuten. Wir entscheiden uns nach einer kurzen Pause in dieser kleinen Stadt, das auf uns wartende Stueck Feldweg in Angriff zu nehmen. Wenn wir starten, das war uns bewusst, mussten wir 90 km durchhalten, bis wir einen Ort zum Schlafen erreichen. Es sollte jedoch noch ein Stueck anstrengender werden, als wir uns vorstellten. Ueber staubige Huckelstrassen, schlaglochverseuchte, asphaltlose Schotteranhaeufungen gings nun Kilometer um Kilometer ins Gebirge. Wegen der schlechten Strassenqualitaet mussten wir lange Strecken im Schrittempo dahinzuckeln. Zwischendurch kotzten wir schon ganz schon ab, weil das Geschaukel einfach nur anstrengend war auf diesem Eierschleifer von Mopet. Ab und an erschwerte uns ein Lehmabschnitt oder eine Baustelle die Fahrt. Zu guter Letzt kamen wir nach 2 Stunden in Dunkelheit - unseren Weg mit der 35 Watt Funzel des Gefaehrts beleuchtet - nach in Boun Thai an. Heller haette die Lampe auch nicht sein duerfen, sonst haetten wir vermutlich noch mehr Insekten angelockt, die immer wieder gegen die Helme klatschten. Ein reichliches Essen und ein tiefer traumloser Schlaf(f) sollten uns auf die finale Etappe vorbereiten.


Am dritten Fahrtag lagen "nur" 100 km vor uns, der Rest Schotterstrasse und wieder Asphalt - wird uns zumindest versprochen. Die schlechte Nachricht heute: wir wachen noch zermuerbt vom Vortag bei Niederschlag auf und freuen uns schon auf eine Schlammschlacht. Doch zunaechst hiess es Funktionskleidung kaufen. Mit der regenfeuchten Strecke ging unsere Durchschnittsgeschwindigkeit noch weiter

runter, dazu kamen Strassenabschnitte aus Flusssteinen, die mit ihrer runden Form im Regen eine kleine Herausforderung fuer den Fahrer darstellten. Im

wahrsten Sinne angepisst machten wir nach einigen Kilometern eine kleine Pause, unnoetig dass Gefuehl zu beschreiben, was in uns aufstieg, als sich endlich die Sonne durch die Wolken kaempfte. Alle Bergruecken waren nebelverhangen und es begann sofort alles zu dampfen. Wir konnten unseren Weg noch 10 km beschwingt durch einige glibbrige Schlammpassagen weiter geniessen, bis uns ein erneuter Plattfuss auf die Schwaeche unseres Gefaehrts hinwies - so eine Scheisse. Aber, wie immer gibt es eine Loesung und schon im

naechsten Dorf fanden wir im Hinterhof einiger Haeuser einen willigen Helfer, der uns wieder ganz in laotischer Manier den Schlauch flickte. Mirko musste sich zwar ganz schoen beherrschen, ihn nicht zur Seite zu stossen und den Flicken selber draufzumachen, aber alles ging glatt und wir konnten weiterjuckeln. Am Nachmittag erreichen wir endlich wieder ersehnten Asphalt und koennen die letzten 50 km durch nun immer klarer und kuehler werdende Gebirgsluft dahingleiten. Hin und wieder sehen wir Gruppen traditioneller Hilltribe Frauen, welche mit typischen Accessiors geschmueckt sind. Trotz aller Anstrengungen erreichen wir gluecklich die Hauptstadt der noerdlichsten Provinz und stellen das Moppet erstmal in die Ecke.




Der naechste Tag gilt voll der Erkundung der Umgebung, nachdem wir den hinteren Schlauch, der nun schon 2 Mal geflickt worden war, in einer Werkstatt tauschen liessen. Zunaechst fuhren wir auf den staedtischen Tempelberg, von welchem aus man einen prima Blick in die bergige Landschaft hat. Der eigentliche Grund unserer Anwesenheit sind die genannten Hilltribes, traditionelle Bergvoelker, von denen es in dieser Region mehr als 27 verschiedene geben soll. Der naechste Weg fuehrt uns also ins Tourism Office, wo wir uns nach Touren in die Waelder der Umgebung erkundigen. Skeptisch, wieder fuer eine langweilige Wanderung zu viel Geld zu bezahlen,

entschliessen wir uns fuer einen 2-Tages-Trek mit Uebernachtung in einem Akha-Dorf, Start ist der naechtse Morgen. Davor eiern wir noch ein wenig

durch die Landschaft, doch als nach mehreren Km schlammiger Piste nichts weiter erscheint als einzelne Teeplantagen die sich zwischen die brandgerodeten Freiflaechen mogelten, kehren wir wieder um. Am Strassenrand sieht man immer wieder die Herrschaften mit einer Megawasserpfeife, meist aus Abflussrohr oder aehnlichem zusammengebastelt. Wir fragen uns waehrend der Fahrt noch, wieviele Huehner es eigentlich auf dieser Welt gibt, da wir das Gefuehl haben, dass uns jede Minute eines vor die Raeder rennt.




Am naechsten Morgen stiegen wir voller Vorfreude aufs Gefaehrt in Richtung Treffpunkt mit unserem Guide. Aber wie der Zufall so wollte, kamen wir zu spaet - warum, werden einige fragen, weil wir wieder mal nen Platten hatten, jetzt riss wirklich fast Mirkos Geduldsfaden. Was war die Ursache fuer die staendigen


Pannen? Es gab eine Vermutung. Wahrscheinlich waren es relativ scharfe Kanten innen im Reifen, die bei Niffelung des Reifens am Schlauch durch die Walkbewegung waehrend der Fahrt Hitze erzeugte und somit zum Versagen des Pneus fuehrte. Egal, wir brauchten erneut eine Moeglichkeit zum Flicken und diesmal schnell, da uns die Zeit fuer die Wanderung davonrannte. Nach wenigen Km, zum Glueck bergab, schieben fanden wir wieder einen Fleissigen. Kurzum kommen wir 1,5 Stunden spaeter und muessen den Trek kuerzen, um vor Dunkelkheit bei unserer Unterkunft anzukommen. Wir starten umgehend nach Abstellen des Mopets.




Zunaechst liefen wir auf einer Schotterstrasse in die huegelige Landschaft und machten nach 2 Stunden rast in einem Dorf der Akha. Der Deutsche Entwicklungsdienst hat hier ein Projekt gestartet, in welchem die Hill Tribes von den Besuchen der Touristen finanziell profitieren und dafuer Essen, Uebernachtung und Aehnliches bereitstellen. Im ersten Dorf bekamen wir im Wohn-Ess-Schlaf-Raum einen ganz kurzen Einblick ins taegliche Leben der traditionellen Bergbewohner. Wir bekamen vom Maennlichen Oberhaupt ein paar gebratene Pilze und Tee angeboten, mit denen wir uns staerken konnten. Beim Weitermarsch durch dichten Wald bemerke

n wir zunaechst wenig von den sich naeherenden Blutegeln, doch als unser Guide uns aufmerksam auf diese niedlichen Tierchen macht, haben wir das Gefuehl, sie sind ueberall. Und tatsaechlich, in dunkleren feuchten Abschnitten kriechen aus mehreren Richtungen immer wieder diese wurmartigen Geschoepfe heran, um sich dann wie ein Leuchttuermchen am Rand eines Blattes aufzurichten, um sich saugend am naechsten vorbeikommenden Schuh festzuhalten. In freien sandigen Wegstuecken kontrollieren wir immer wieder unsere Schuhe und Socken, denn selbst durch diesen Stoff stossen die Egel manchmal bis auf die Haut vor. Die vorruebergleitende Aussicht auf die dichten Waelder entschaedigen fuer die unangenehmen Weichtiere. Auf recht abenteuerlichen Wegen, wie z. B. unwegsames Gelaende ueberbrueckende Baumstaemme, kommen wir in unserem Tagesziel an, wo wir von allerlei angetrunkenen Akha Maennern begruesst werden. Diese feierten gerade den Rest ihres Neujahrsfestes und nicht viel spaeter haben wir selbst ein Glas mit frischem Lao Lao in der Hand. Weiterhin wurden einige Snaks eigenwilliger Kueche aufgetischt, an denen wir uns anfangs zoegerlich bedienten. Alles wurde von den Frauen gekocht und hingestellt. Die Maenner sassen permanent am Tisch und diskutierten, rauchten, tranken und assen. Wir beobachten eine Weile das Treiben in den einfachen fensterlosen Huetten und staunen ueber das beschwerliche Leben dieser Menschen. Wir bekommen ein Lager in einem der Verschlaege des Hauses vom Dorfchef und versuchen nach einigen Bier, Schnaps, Klebreis und zaehem Bueffelfleisch zu schlafen, haben aber bald die Gewissheit, dass das nicht geht. Die Frauen wirbeln bis spaet in die Nacht, unter uns grunzten die Schweine, irgendwo bruellte ein Kind und vor den Sonnenaufgang klapperten die Damen schon wieder mit den Toepfen. Warum fragten wir uns, war doch das Fruehstueck das gleiche, wie das Abendbrot. Unser Guide fragt uns noch beim Fruehstueck, ob wir nach der regenreichen Nacht weiter am Fluss laufen wollen, entscheiden uns wegen der Egel-Gefahr aber dagegen. Auf einer Schotterstrasse liefen wir 15 km bis in die naechste Stadt, wo wir uns von unserem Guide verabschieden und auf den Bus zu unserem Motorrad warten.

Als wir am Motorrad ankommen, stellen wir wieder verminderte Pressluft im hinteren Reifen fest, Wir hatten es fast befuerchtet. Mit etwas Pumpen kommen wir 10 km, erneutes Pumpen mit einer von Einheimischen geliehenen Pumpe brachten weitere 3 km, bis irgendwann das Ventil abriss und sich Resignation unter uns breit machte - wie sollten wir unter diesen Umstaenden die 500 km nach Hause schaffen? Wir fuhren per Anhalter zurueck nach Phonsali, wo unsere Unterkunft war. Mirko besorgt auf dem Markt das benoetigte Werkzeug und einen neuen Schlauch und macht sich wieder per Anhalter auf den Weg zurueck zum abgestellten Mopet. Nach der Reparatur besorgen wir noch Flicken und Kleber, fuer vermutete Selbstreparaturen fuer die Rueckfahrt.



Am naechsten Morgen starten wir zeitig, weil wir die gesamte Hubbelstrecke und noch einige Km bis nach Oudomxay schaffen wollen. Anfangs wollten wir mit dem Boot auf dem Nam Ou nach Sueden fahren, die Fahrt zusammen mit Motorrad waere aber viel zu teuer geworden, sollte sie doch so schoen werden. Wir bissen in den sauren Apfel und holperten zurueck. Wegen anhaltender Regenfaelle der letzten Tage wirds eine Mega Schlammschlacht. Die Erde ist hier so fein, das das Wasser nicht

durchsickert, sondern eine prima schluepfrige Masse erzeugt. Wir kaempfen uns durch die 110 km Holperstein und machen bei Erreichen der Asphaltstrecke Mittagspause. Wir erhaschen noch einen Blick auf einige Frauen eines

anderen Bergvolkes und machen uns erschoepft auf die letzten 50 km. Da wir das Motorrad noch einen Tag laenger haben, nehmen wir
uns vor, die Umgebung Oudomxais vormittags zu erkunden, bevor wir uns auf den Heimweg nach Luang Prabang machen. Die Strasse in Richtung Luang Namta ist der absolute Wahnsinn und eine Biker-traumstrecke. Wir genossen diese auf der Suche nach einer 16 km langen Hoehle. Leider war die touristische Infrastrucktur so schlecht ausgebaut, dass wir zu viel Zeit mit der Suche verbrachten und uns entschieden, nach einigen Km Nebenstrasse wieder umzukehren.


In der prallen Sonne, wenn sie sich mal zeigt, fahren selbst die Einheimischen immer mit Schirm durch die Gegend, wir mussten staendig aufpassen, dass wir uns die Handruecken nicht verbrannten. Wir treffen kurz vor der Abfahrt Harry aus den Niederlanden, welcher seinen ersten Tag mit dem Motorrad aus Vietnam kommend unterwegs in Laos ist. Er sagt uns dass er auf dem Weg nach Vang Vieng sei.. Er schliesst sich uns an und wir fahren zuegig die 180 km Richtung Luang Prabang. Es war nochmal ein ganz schoener ritt zum Abschluss, 3 km vor der Stadt klagt Conzi ueber ein schwammiges Fahrgefuehl..Prima: der 5te Platten in 8 Tagen! Mirko kotzt einfach nur noch ab, hatten wir doch gehofft, stolz wie Koenige am Ziel einzutrudeln, jetzt schieben wir wie Penner den Schrotthaufen durch die Tore der Stadt. Trotz allem sind wir froh, unfallfrei unterwegs gewesen zu sein und gehen zur Feier des Tages mal was europaeisches essen. Der naechste Morgen dient dem Flicken des Reifens und der Vorbereitung auf die Weiterfahrt nach Sueden, nun wieder mit dem Bus.
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