Dienstag, 12. Juni 2012

Phnom Penh und das Toetungslager Cheoung Ek


Den ersten Tag in Phnom Penh verbrachten wir zunaechst zusammen mit den am Vortag kennengelernten Pärchen Doris und Raimund. Wir quatschen viel ueber dies und das und planen fuer den naechsten Tag eine Tour zu einem der beruechtigten Toetungslagern (Killing Fields) Kambodschas aus der Zeit der Herrschaft der Roten Kmer (1975-79). Den Nachmittag lassen wir bei einem Spaziergang durch die Umgebung ausklingen.  Fuer unseren Ausflug am naechsten Morgen steht unser kleiner Rickshaw-Mann vom Vortag bereit, macht uns einen einigermassen günstiges Angebot, was wir nicht ausschlagen koennen und faehrt uns nach Cheoung Ek. Auf dem Weg kaufen wir ein wenig Essen ein (auch hier in Kambodscha ist der Einfluss der Franzosen unverdraengt, an jeder Ecke stehen Baguettes bereit). Haetten wir gewusst, dass wir nach dem Besuch sowieso keinen Hunger mehr haben, haetten wir uns diese Ausgabe geschenkt. Zunaechst einmal konnten wir nur ahnen, was uns erwartet, doch nach den ersten Metern im Gelaende der organisierten Toetung von tausenden Menschen, wurde man sehr schnell von einer bedrueckenden Stimmung erfasst, die man an erstickenden Gespraechen und finsterer Miene erkennen konnte. Ich hatte die gleichen Gefuehle wie bei meinem ersten Besuch des KZ Buchenwald, wenn nicht intensiver, weil die Verbrechen von Cheoung Ek zeitlich viel naeher lagen. Ich will auch nicht wagen zu behaupten, die Toetungen seien hier brutaler vorgenommen worden, Fakt ist jedoch, dass fuer einen Grossteil der veruebten Graeuel einfachste Werkzeuge wie Hacken, Schaufeln und messerscharfe Blaetter der Zuckerpalme verwendet wurden, um Munition zu sparen. Mit dem Audioguide wurden einem sowohl der Hergang detailiert beschrieben, wie auch Zeitzeugenberichte einiger Ueberlebender vorgespielt.
Der emotionale Tiefpunkt war erreicht, als wir feststellten, dass an einigen Stellen des Weges Kleidungsfetzen und Knochenreste an der Oberflaeche erschienen, welche waehrend der Regenzeit nach oben gelangen. Ueberall auf dem Gelaende eines ehemaligen chinesischen Friedhofes wurden Massengraeber von den Toetungsopfern ausgehoben und die Leichen verscharrt - sogenannte politische Gegner, Lehrer, Gebildete, sogar Brillentraeger und viele, die eine zweite Sprache beherrschten. Viele der gefundenen Reste werden von Zeit zu Zeit von der Museumsverwaltung eingesammelt und gelagert.
Fotos haben wir vor Schreck gar nicht so viele gemacht. Nur am Gedenkstupa, wo die identifizierten Ueberreste lagern, griffen wir kurz zur Kamera. Entsetzen konnten wir nur visuell per gezeigtem Piepmatz aeussern, als wir im Anschluss an den Besuch gefragt wurden, ob wir denn zum Schiessstand wollten...!
Um auf andere Gedanken zu kommen, strolchten wir vier noch ueber den Russian Market, probierten neben den ueblichen Koestlichkeiten angebruetete Eier, welche, wenn man nicht so genau hinsieht, gar nicht so schlecht schmecken. Nach diesem emotional turbulenten Tag treten wir die Fahrt zum Hotel an, auf der 
jeder seinen Gedanken nachgeht. Vor allem aber in der Gewissheit, dass so etwas wie das Pol Pot Regime schlimmerweise nicht das letze war (siehe Ruanda in den 90er Jahren), vor allem wenn keine wirtschaftlichen Interessen eine internationale Intervention erfordern!


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