Donnerstag, 12. April 2012

Mandalay - Handarbeit, U-Bein-Bruecke und Mingun

Die zweite Ecke des klassischen Myanmar-Dreieckes erreichen wir mit dem Bus gegen 1 Uhr nachts. Die Idee einen Nachtbus zu nehmen, entsponn sich grundlegend dem Gedanken, Geld fuer die Uebernachtung zu sparen, da wir aber nun wissen, dass man keinen Schlaf bekommt, kann man auch tagsueber fahren und sieht auch noch etwas von der Umgebung. Auf jeden Fall machten wir uns nach einer recht kurzen Nacht auf den Weg in den Sueden der Stadt, um das dort stehende beruehmte Pilgerziel der Buddhisten zu besuchen. Es handelt sich um den Mahamuni-Tempel, dessen Statue so sehr von Blattgold der Pilger bestueckt ist, dass weder Finger noch andere Formen an der Figur erkennbar sind. Der Buddha sitzt und seine rechte Hand beruehrt die Erde, man kann die Konturen noch erahnen. Es kann nur geschaetzt werden, wieviel Reichtum sich inzwischen angesammelt hat. Taeglich kleben Hunderte Besucher hauchduenne Blattgoldstuecke auf die Figur. Es hat sich schon eine sehr interessante Oberflaechenstruktur gebildet. Das Blattgold wird unter sehr harten Bedingungen traditionell in Handarbeit hergestellt. Dazu besuchten wir im Anschluss eine Werkstatt der Blattgoldschlaeger. Hierbei werden kleinste Stueckchen Gold zwischen speziellen Bambuspapierlagen (bis zu 700 Stueck mit einem Mal) und Talkumpulver mit gezielten Hammerschlaegen ausgeduennt, bis sie nur noch eine Dicke von wenigen Atomschichten haben. Beim Aufbringen der duennen Blaettchen hatten einige Besucher auch sichtlich Probleme, weil wegen der geringen Schichtdicke die Physik eine tragende Rolle spielt und das Gold einfach an den Fingern haften bleibt. Einen ebenfalls sehr harten Job hatte eine Frau in den hinteren, duesteren Bereichen der Werkstatt. Sie war mit der Bambuspapierfertigstellung beschaeftigt. Nach einem sehr aufwendigen Prozess der Papierherstellung muss dieses mit Bronze "veredelt" werden, um es fuer die Blattgoldpakete einsetzbar zu machen. Hierfuer wurden immer einzelne Stuecken feuchtes Papier auf einen rundlichen Bronzeambos gelegt und mit zwei Bambusstoecken "links rechts, links rechts" immer wieder auf das Papier geschlagen, eine aeusserst eintoenige und vor allem laute Arbeit. Winzige Partikel der Legierung gelangen auf diesem Weg in das Papier, welches dadurch einen schimmernden Effekt und die benoetigten Eigenschaften erhaelt. Auf dem Rueckweg probieren wir neues Kulinarisches, eine Art Hefeknoedel, der mit einer Mischung aus Huehnchen, Zwiebel und Gewuerzen gefuellt ist - Hallo boehmisches Gulasch!
Da sich Constanze eine einigermassen schwere Erkaeltung eingefangen hat, schreitet Mirko am Folgetag leider allein auf den Mandalay Hill, dem Hausberg der Stadt. Am Koenigspalast vorbei (Seitenlaenge 2 km!) ging es nach Norden und ueber mehrere ueberdachte Aufgaenge, Podeste und kleinere Pagoden zum "Gipfeltempel". Leider war die Sicht etwas diesig. Auf dem Rueckweg ist noch dieser kleine Schnappschuss gelungen. Eine Todsuende sei es unter den buddhistischen Moenchen eitel zu sein und so wird die Fotografie von einigen so ausgelegt, dass Selbstbildnisse von Eitelkeit zeugen. Einige lassen sich jedoch ohne Weiteres knipsen. Wie auch in Indien wird in Myanmar immer schoen Betelnuss gekaut und die Reste haengen entweder bei den Birmanen an den Zaehnen oder liegen auf der Strasse - der rote Schmodder. Diese Frauen knacken die Nuesse in kaubar grosse Stueckchen.



Der darauffolgende Tag stand ganz im Zeichen der laengsten Teakholzbruecke der Welt, der U-Bein-Bridge (gesprochen: Ju-Behn-Bridsch, also saechsisch). Sie ist 1,2 km lang und an den wichtigsten Stellen schon durch Betonpfeiler ersetzt, macht nichts, sie bildet ein herrliches Fotomotiv. Wir schafften es gegen 7 das Haus zu verlassen und einige Bilder vor dem grossen weissen Besucherstrom zu machen. Um dorthin zu gelangen benutzten wir ein Sammeltaxi, das sind meist Pick-ups mit Ladeflaeche und links und rechts Sitzbaenken. Hinten gibt es bei Ueberfuellung noch die Moeglichkeit auf dem Trittbrett mitzufahren, was eine bequemere Alternative ist, als bei dem Geruckel zu sitzen.
Abends besuchen wir eine der taeglichen Vorstellungen der Moustache-Brothers. Einer sehr oppositionell angehauchten Kabarett- und Tanzgruppe. Es wird seit Jahrzenten mehr oder minder starke Regimekritik geuebt, fuer die einige der Gruppenmitglieder schon bis zu 5 Jahren Haft verbuessen mussten. Wir waren beeindruckt von der Courage, trotz dieser Gefahr einer erneuten Verhaftung so spitze Komentare abgeben zu koennen. Zum Beispiel gehen die Brueder in Thailand zum Zahnarzt. "Warum?" werden sie gefragt. Na weil sie in Myanmar nicht den Mund aufmachen duerften... Auch Bier trinken solle man daher besser mit Strohhalm! Zwischen allerlei bunter Tanzeinlagen zu schraeger Musik war die schmalgratige Kritik verpackt. Gerade zur Zeit der ersten freien Wahlen war dies eine sehr interessante Vorstellung, die den Besuchern des Oefteren nur leises Schmunzeln entringen konnte. Vor dem Veranstaltungsgebaeude fuhren immer wieder Pickups mit Wahlanhaengern der demokratischen Partei vorbei, jeder traegt personenkultartig Kopftuecher mit dem "Fighting Peacock" oder T-shirts der Partei, meist bedruckt mit Bildern von Aung Sang Suu Kyi oder ihrem Vater, einem Volkshelden. Wir schenken es uns aber, eine derartige Stellung zu beziehen.
Fuer den Folgetag nehmen wir uns die "Reise ueber Land" nach Mingun vor. Normalerweise waere es eine Bootsfahrt von 45 Minuten auf die andere Seite des Ayeyarwadi, doch wir wollen etwas mehr sehen. Nachdem es jedoch unser Sammeltaxi nach einer halben Stunde immer noch nicht geschafft hatte loszufahren, obwohl es rammelvoll war und der Taximann immer noch kraeftig um Kundschaft rufend ums Auto schlich, reicht es uns und wir heuerten ein Motorradtaxi an. Dass dieses dann die naechste Stadt in der gleichen Zeit erreichte, wie das kurz zuvor verlassene Taxi, verraten wir keinem. Aber das war noch nicht unser Ziel und so brauchten wir ein weiteres Mopettaxi, um die restlichen Kilometer bis Mingun zu schaffen. War alles etwas anstrengend, auch dann zu dritt auf dem Roller, aber schliesslich erreichten wir unser Ziel. Es ist die Ruine eines der groessten Bauvorhaben in Myanmar, der Mingun-Pagode. Es ist leider nie fertig gestellt worden, erreichte aber mit dem Grundsockel schon die Hoehe der meisten heutigen Pagoden. Vor ihr stehen noch die Reste der "Empfangs Loewen", selbst diese sind schon ueber 10 m hoch. Zwei Jungs auf der Pagode erweisen sich als prima Fremdenfuehrer und tragen auch unsere Schuhe. Ihrer Gier mussten wir dann Einhalt gebieten und gaben ihnen nur 200 statt der geforderten 1000 Kyat. Sie haben sich aber auch wirklich Muehe gegeben. Wir erhaschen noch eine preiswerte Faehre und kehren nach Mandalay zurueck. Zum Schluss noch, Fotos des Gebietes um unser Hotel, Chili, Knofi und ein Mopetparkplatz. Glueck hat der, der als letzter kam :-) Unser Bus wartet schon auf uns. Das Dreieck soll geschlossen werden und wir machen uns auf den Weg nach Shwenyaung am Inle-See.

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